TRAUDI widmet sich in den Themenquartalen jeweils drei Monate in der Tiefe einem Thema, das für Female Empowerment-Interessierte relevant sein kann. Dabei werden nicht nur Infos in unserem Blog zur Verfügung gestellt, sondern auch Expert:innen-Beiträge veröffentlicht sowie ein Workshop zum Thema organisiert.

Im Q2 steht Resilienz ganz oben auf der Agenda. Denn wer sein Leben selbst in die Hand nehmen möchte, braucht nicht nur Mut, sondern auch Widerstandskraft.

Der Stein in der Brandung, dem keine Welle etwas anhaben kann. Das Lotusblatt, an dem alle Probleme wie Wassertropfen abperlen. Der Baum, der sich selbst beim stärksten Sturm nur biegt und nicht bricht. All diese blumigen Metaphern vermitteln einen ersten Eindruck, wie sich Resilienz anfühlen kann.

Dem Widerstand trotzen - trotz kargem Untergrund und starkem Wind wächst der Baum...

Im Februar 2023 wurde erstmals nach 10 Jahren erneut der österreichische Frauengesundheitsbericht publiziert. Die Ergebnisse zeigen, dass diverse soziale und sozioökonomische Faktoren mit negativer Auswirkung auf die psychische Gesundheit Frauen in wesentlich stärkeren Ausmaß betreffen. So etwa stärkere Abhängigkeitsverhältnisse, ein höheres Armutsrisiko, ein geringerer sozialer Status, weniger soziale Unterstützung, höhere Verantwortlichkeit für familiäre Belange und Krisen sowie der nicht zu vernachlässigende Mental Load.

Was ist eigentlich Resilienz?

Um die Gesundheitsrisiken zu reduzieren, die diese Faktoren mit sich bringen, ist ein hohes Ausmaß an Resilienz notwendig. Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Physik und beschreibt die Eigenschaft elastischen Materials, nach Anspannung wieder in den Ausgangszustand zurückzuschnellen – man denke an ein Gummiband. Allgemeiner gesprochen handelt es sich um die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen. Es ist also weniger eine Charaktereigenschaft als vielmehr das „Ergebnis einer guten psychologischen Gesundheit trotz Belastungen“. Das bedeutet: Resilienz kann man üben.

Der Ursprung der Resilienzforschung wird in der sogenannten Kauai-Studie von Emmy Warner begründet: In dieser Langzeitstudie wurde der Werdegang von über 700 hawaiianischen Kindern aus schwierigen Lebensverhältnissen – geprägt von Armut, Hunger, Vernachlässigung und Gewalt – untersucht. Die Lebensumstände prägten bei vielen der Kinder auch deren Erwachsenenleben. Verhaltensauffälligkeiten, Schulabbrüche oder Alkoholprobleme waren das Ergebnis. Etwa ein Drittel der Kinder aber entwickelte sich trotz der widrigen Umstände zu angesehenen Mitgliedern der Gemeinde – sie waren also resilienter als andere.

Resilienz kann man lernen!

Was macht also Resilienz aus und wie kann man daran arbeiten? Generell wird zwischen Resilienzfaktoren und Resilienz-Mechanismen unterschieden. Als Resilienzfaktoren gelten etwa eine optimistische Denkweise, hohes Selbstvertrauen sowie ein unterstützendes soziales Umfeld. Aufgrund der Vielschichtigkeit und Komplexität des Themas hat sich das von der Psychologin Ursula Nuber entwickelte 7-Säulen-Modell etabliert. Die ersten vier Säulen (Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle) sind Grundhaltungen, die anderen drei beziehen sich auf Praktiken zur Förderung von Resilienz (Übernehmen von Verantwortung, Netzwerkorientierung, Zukunftsplanung).

In den nächsten Wochen widmet sich TRAUDI insbesondere dem Thema Resilienz und versorgt euch mit weiteren Informationen und Tipps. Außerdem wird das Angebot bestehen, eine kostenfreie Lebens- und Sozialberatung bzw. ein Coaching zu inneren Glaubenssätzen mit Viktoria Gatt (dipl. Lebens- und Sozialberaterin) in Anspruch zu nehmen. Bleib auf dem Laufenden mit dem TRAUDI-Newsletter und erfahre als Erstes vom Angebot zu Resilienz!

Was bedeutet Resilienz für dich? Welche Unterstützung wünscht du dir, um die Herausforderungen in deinem Leben gut zu meistern?

Was bedeutet das eigentlich & wie können Unternehmen sich dafür einsetzen?

Mehr als ein Trend, eher eine Bewegung: Female Empowerment meint wörtlich übersetzt die Bestärkung von Frauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und andere Frauen dabei zu unterstützen, dasselbe zu tun. Es meint aber auch Chancengleichheit für Frauen und Mädchen weltweit, selbstbestimmt und mutig den eigenen Bedürfnissen und Wünschen nachzugehen sowie Grenzen, die uns die Gesellschaft oder wir selbst auferlegen, zu überwinden.

Österreich ist EU-weit eines der Länder mit dem größten geschlechtsspezifischen Lohnunterschied („Gender Pay Gap“). Im Jahr 2022 verdienen Frauen in Vollzeitbeschäftigung im Schnitt um 18,9% weniger als Männer in denselben Positionen – arbeiten also 46 Tage im Jahr unbezahlt (Der Standard, 2022).

Der jährlich publizierte Frauen.Management.Report der AK Wien illustriert eine weitere im EU-Vergleich eklatante Kennzahl: In den 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs ist in Führungspositionen ein Frauenanteil von nur 8,9% zu verzeichnen. Im internationalen Vergleich wird deutlich, dass Österreich hier deutlichen Aufholbereich hat. Als Gründe für diese Unterrepräsentanz von Frauen werden Vorurteile, Diskriminierung, Geschlechtsstereotypisierung und die Ausrichtung der Karriere auf traditionelle Rollenbilder identifiziert (AK, 2022).

Um Unternehmen dabei zu unterstützen, Gender Gerechtigkeit und Female Empowerment am Arbeitsplatz zu etablieren, haben die UN-Einrichtungen UN Global Compact und UN Women die Women Empowerment Principles (WEPs) ins Leben gerufen. Indem Unternehmen der WEP-Community beitreten und die sieben Prinzipien im Betrieb etablieren, wird ein klares Zeichen seitens der Geschäftsführung gesetzt.

UN’s Women Empowerment Principles (WEPs)

Die sieben Prinzipien setzen in verschiedenen Bereichen an und ermöglichen mittels Handlungsempfehlungen eine effektive Implementierung im Unternehmen.

1. Hochrangige Unternehmensführung

Dieses Prinzip richtet sich an die Unternehmensführung. In sämtlichen Prozessen und Entscheidungen gilt es, die Stärkung der Rolle der Frau sowie die Gleichstellung der Geschlechter zur obersten Priorität zu machen.

2. Geschlechtergerechtigkeit am Arbeitsplatz

Hier geht es um die Beseitigung sämtlicher Formen von Diskriminierung – ob es gleiche Bezahlung, flexible Arbeitszeitregelungen und Wiedereinstiegsmöglichkeiten oder eine integrative Arbeitskultur ist.

3. Gesundheit und Wohlbefinden aller Mitarbeitenden

Nicht nur die physische, sondern auch die seelische Gesundheit steht hier im Fokus, beispielsweise durch interne Richtlinien und Verfahren zur Verhinderung jeglicher Form von Gewalt oder sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.

4. Berufliche Aus- und Weiterbildung

Frauen werden ermutigt, in nicht-traditionelle Berufsfelder oder einkommensstarke Rollen einzusteigen. Neben der Sicherstellung eines gleichberechtigten Zugangs zu Bildungsangeboten für alle Geschlechter geht es auch um spezifische Schulungen der Mitarbeitenden zu Themen wie unbewussten Vorurteilen oder sexueller Belästigung.

5. Marketing & Lieferkette

Weiter denken – der Einfluss des Unternehmens ist nicht auf die Mitarbeitenden beschränkt. Auch Geschäftspartner können durch integrative Lieferkettenrichtlinien beeinflusst werden. Im Marketing wird bewusst darauf geachtet, keine Geschlechtsstereotypen abzubilden, sondern Männer wie Frauen als intelligente, selbstbestimmte und mehrdimensionale Persönlichkeiten darzustellen.

6. Gemeinschaftsinitiativen & Interessensvertretung

Über den eigenen Einflussbereich hinaus bringt sich das Unternehmen auch in Gemeindeentwicklungsprogrammen ein oder arbeitet mit Interessensvertretungen zusammen, um die Rolle der Frau zu stärken und Geschlechtergerechtigkeit zu fördern.

7. Messung & Reporting

Um Transparenz sicherzustellen, wurde das WEPs Gap Analyse-Tool entwickelt. In einer jährlichen Berichterstattung können die Fortschritte des Unternehmens gemessen und sichtbar werden.

Die WEPs stellen nur einen Ansatz dar, wie Unternehmen Verantwortung übernehmen und aktiv Female Empowerment fördern können.

Was wünscht du dir in Bezug auf Female Empowerment von deinem Arbeitsplatz?

Quellen:

AK (2022): Frauen.Management.Report 2022: Quantensprung Quote. In: https://www.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitundsoziales/frauen/AK_Frauen.Management.Report.2022.pdf. Stand: 09.02.2023

Der Standard, 2022. Gender Pay Gap: Wie hoch ist die Einkommensschere. In: https://jobs.derstandard.at/lebenslauf-und-bewerben/gender-pay-gap-wie-hoch-ist-die-einkommensschere/. Stand: 09.02.2023

Prinzipien der Frauenförderung, 2022: About. In: https://www.weps.org/about. Stand 09.02.2023

Die Idee zum Female Empowerment Stammtisch Innsbruck entstand 2022. Wir geben euch einen Rückblick auf das Jahr 2022.

Herzlich Willkommen beim TRAUDI-Stammtisch in Kitzbühel. Hier findest du Keynotes und Fokusthemen für erfolgreiche Frauen.