Altersarmut bei Frauen
Altersarmut ist ein drängendes Problem in vielen Gesellschaften, und besonders betroffen sind Frauen. Statistiken zeigen, dass Frauen im Alter von 65 Jahren und älter häufig ein geringeres Einkommen haben als Männer. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen der Altersarmut bei Frauen und geben praktische Tipps, wie dem entgegenwirkt werden kann.
Die positive Nachricht vorneweg: noch nie waren Frauen in unserem Kultur- und Gesellschaftskreis so frei in der Gestaltung ihrer eigenen Lebensentwürfe wie heute.
Doch woran liegt es, dass Frauen stärker von Altersarmut gefährdet sind?
1. Geringere Erwerbsbeteiligung: Frauen sind oft in Teilzeit oder in geringer bezahlten Berufen tätig. Die Gründe dafür sind vielfältig: familiäre Verpflichtungen, wie die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen, führen häufig zu einer Unterbrechung der Erwerbsbiografie oder zu einer geringeren Arbeitszeit. Häufig wird Mädchen allerdings bereits in jungen Jahren
2. Lohnunterschiede: Auch in vergleichbaren Positionen verdienen Frauen häufig weniger als Männer. Diese Lohnunterschiede summieren sich über die Jahre und wirken sich negativ auf die Rentenhöhe aus.
3. Rentenansprüche: Frauen haben in der Regel niedrigere Rentenansprüche, da viele von ihnen weniger in die Rentenkassen einzahlen. Diese Situation wird durch längere Lebenszeiten und damit höhere Lebenshaltungskosten im Alter verstärkt.
4. Vorsorgeverhalten: Oft sind Frauen weniger informiert über Altersvorsorge und Finanzplanung, was zu unzureichenden finanziellen Rücklagen führt.
Die Gestaltung der Lebensplanung spielt zwar eine Rolle bei der Vorsorge von Altersarmut, allerdings gibt es für alle Lebensentwürfe Möglichkeiten diese vorzubeugen.
Das beginnt schon bei der Erziehung von Mädchen, denen möglichst früh ein Bewusstsein für Eigenverantwortung geschaffen werden sollte. Zwar ist es schön sich in der Partnerschaft auch finanziell aufeinander verlassen zu können, dennoch schließt dies nicht aus, dass Frauen sich um ihr eigenes Finanzleben kümmern. Wichtig in dem Kontext ist, dass eine Partnerschaft nicht als Absicherung oder Vorsorge betrachtet wird und Frauen ihre Bedürfnisse klar in der Partnerschaft kommunizieren. Denn, auch wenn sich das niemand wünscht, sollte die Partnerschaft beendet werden, ist es wichtig, dass die Frau entsprechend abgesichert ist und die finanzielle Abhängigkeit so gering wie möglich ist. Beispiele hierfür sind Ehevertrag, schriftliche Vereinbarungen für verliehenes Geld etc.).
Vor allem externe Erwartungshaltungen von (engen) Familienmitgliedern, Freunden, der Gesellschaft etc. hemmen Frauen häufig weiterhin sich von traditionellen Rollenbildern zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Auch Unternehmen können hier aktiv hinsichtlich Frauenförderung unterstützen, insbesondere was die Weiterentwicklung von Frauen in Teilzeitbeschäftigung betrifft. Wichtig ist es die Kolleginnen bedürfnis- und stärkenorientiert weiterzuentwickeln und sie dabei mit passenden Programmen zu unterstützen ihren Arbeitszeitfaktor wieder Schritt für Schritt zu erhöhen.
Den größten Hebel haben jedoch nach wie vor die Betroffenen selbst. Um Altersarmut vorzubeugen, gibt es verschiedene Ansätze, die Frauen ergreifen können, unter anderem:
1. Finanzielle Bildung: Eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema Finanzen ist entscheidend. Es ist wichtig, dass sich Frauen über Altersvorsorgeprodukte, Rentenansprüche und Anlagemöglichkeiten informieren. Es gibt hierzu zahlreiche Angebote von Workshops über Online-Kursen mittels denen sich Finanzwissen aneignen lässt. Auch die Möglichkeiten eines Pensionssplittings (hier übernehmen Männer während der Karenz einen Teil der Altersvorsorge für ihre Partnerin) gehören hier dazu.
2. Berufliche Weiterbildung: Bereits bei der Berufswahl ist es wichtig, dass sich Frauen anhand ihrer Stärken und Wünsche entfalten können und einen Job wählen, der ihnen Freude bereitet. Das fördert die Chancen auf eine erfolgreiche Karriere unabhängig von dem gewählten Bereich oder der Branche. Darüber hinaus gilt es sich ständig weiterzubilden und Fähigkeiten zu erwerben, die in der Arbeitswelt gefragt sind. Das kann helfen, die eigene Marktposition zu verbessern. Auch während der Elternzeit oder Pflegezeit können Angebote zur beruflichen Weiterbildung genutzt werden.
3. Vorsorge treffen: Es ist wichtig, frühzeitig mit der Altersvorsorge zu beginnen. Neben der gesetzlichen Rentenversicherung können private Rentenversicherungen und Fonds eine sinnvolle Ergänzung sein. Auch hier kommt das Finanzwissen wieder ins Spiel, je früher sich Frauen mit den Themen beschäftigen und je besser sie sich auskennen umso sicherer kann Frau individuelle Sparpläne anlegen oder Arbeitgeber:innen auf Angebote zur betrieblichen Altersvorsorge ansprechen.
4. Netzwerke und Unterstützung: Frauen sollten Netzwerke bilden, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Mentoring-Programme können helfen, Karrierechancen zu verbessern und den Zugang zu besseren Positionen zu erleichtern.
5. Offene Kommunikation: Die klare und offenen Kommunikation, hinsichtlich der Berufswahl ist sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext wichtig. Während es im privaten Umfeld gilt klassischen Stereotypen entgegenzuwirken ist es im Arbeitsleben wichtig die eigenen Bedürfnisse, vor allem bei einer bevorstehenden Karenzierungen, offenzulegen. Wichtig ist, dass sich Frauen bewusst die Frage stellen, wie sie die Rückkehr in den Job gestalten möchten. Natürlich in Abstimmung mit dem/r jeweiligen Partner:in. Je klarer die Vorstellungen sind umso besser lässt sich mit der/m Arbeitgeber:in ein Modell finden, in welchem die privaten Bedürfnisse als auch die beruflichen Wünsche vereinbar sind.
Es gibt viele Möglichkeiten dem Thema entgegenzuwirken, am allerwichtigsten ist das Bewusstsein dafür und, dass sich Frau – wie glücklich die Beziehung in dem Moment auch sein mag – nicht auf ausschließlich auf den Partner verlässt. Die finanzielle Unabhängigkeit ist ein wichtiges Gut, das es sich auch lohnt an die eigenen Kinder weiterzugeben. Denn was gibt es schöneres, als als glückliches Paar mit ausreichend finanziellem Puffer gemeinsam in die Pensionsfreizeit starten können?
Ronja Schermer | Leitung People & Culture
Sparkasse Kitzbühel