Work-Life-Balance – Wie erreiche ich eine Balance?

Mit dieser Frage (und weiteren) habe ich mich in meiner BA-Arbeit am MCI / Innsbruck sehr intensiv beschäftigt. Zugegeben: Heutzutage wird dieser Begriff sehr schnell in den Mund gelegt und klingt eher abgedroschen. Dennoch bleibt die Quintessenz die gleiche: Das Verhältnis zwischen Job und Privatleben soll ausgewogen sein, damit Mensch sich sowohl körperlich als auch psychisch wohl und fit fühlt. Das Ziel einer ausgewogenen Work-Life-Balance ist es nun, den nötigen Ausgleich zu finden. Warum? Um langfristig und nachhaltig gesund zu sein und keine Peaks zu haben, die in immer kürzeren Abständen kommen könnten.

Ich stand vor gut 1 Jahr unter sehr großem Druck: Beruf, Familie und Studium. Das alles unter einen Hut zu bekommen, war alles andere als leicht. Von einer Balance konnte ich wirklich nicht reden. Zu allem Überfluss kam auch die uns allen bekannte Pandemie dazu. Was also tun? Was ist DIE Lösung? Ob es diesen Ausgleich zwischen Privatem und Beruflichem wirklich gibt, das sei einem dahingestellt. Ich denke bzw. aus Erfahrung kann ich sagen, dass mir Zeitmanagement geholfen hat. Gutes Zeitmanagement und effektives Arbeiten, kann mithilfe von To-Do-Listen funktionieren. Mein Kalender bestand damals wie heute aus vielen Termineinträgen, Aufgaben und To-Do´s. Diese wurden farblich sortiert und mit dem Mann geteilt, sodass auch er Bescheid weiß (Stichwort „Mental load“: Das Denken, Planen und die Verantwortungsübernahme für Aufgaben in den Bereichen Familie und Beziehung. Darunter fallen zahlreiche wichtige Alltagsaufgaben, die Frauen – und insbesondere Frauen mit Kindern – oft „unbemerkt“ nebenher erledigen. Quelle: Mental Load und Familienmanagement – Frauenberatung).

Wie klappt es also mit der Ausgewogenheit? Hier ein kleiner Anreiz bzw. Vorschläge zur Verbesserung der Work-Life-Balance aus dem Standard (Quelle: Work-Life-Balance – Wie sich Karriere und Freizeit vertragen – DER STANDARD Jobs)

Work-Life-Balance im Job verbessern:

  • Bewusst Grenzen setzen und auch einmal „Nein“ sagen, falls nötig
  • Gutes Zeitmanagement und effektives Arbeiten, etwa mithilfe von To-Do-Listen
  • Nicht alles selber machen, sondern Aufgaben delegieren oder an andere übertragen
  • Unangenehme Arbeiten nicht aufschieben, sondern zuerst erledigen
  • Von professionellen Coaches lernen, wie Stressmomente besser bewältigt werden können

Work-Life-Balance im Privatleben verbessern

  • Job und Privatleben voneinander trennen, also keine Aufgaben mit nach Hause nehmen oder ständig erreichbar sein
  • Sport in den Alltag einbauen – wichtig ist, dass die Art der Bewegung Freude bereitet
  • Soziale Kontakte pflegen und private Termine einhalten, also zum Beispiel Freunde treffen
  • Zeit fürs Nichtstun im Kalender eintragen und sich ohne schlechtes Gewissen darauf freuen
  • Achtsamkeitstechniken wie Meditation erlernen und laufend praktizieren

 

 

Was kann aber der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin für seinen Angestellten tun?

Mit dieser Frage habe ich mich in einer BA-Arbeit auseinandergesetzt. Aus vielen Statistiken geht nämlich hervor, dass Vorgesetzte, welche besonders auf die familiären Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen, deren Leistung sowie die Bindung am Unternehmen verstärken bzw. erhöhen. Um eine positive und ausgewogene „Work-Life-Balance“ der MitarbeiterInnen sicherzustellen, können Maßnahmen seitens des Unternehmens geschnürt werden:

  • „Flexibilitäts-I-Deals“

Dabei werden individuell zugeschnittene Vereinbarungen (= I-Deals) zwischen ArbeitnehmerIn und ArbeitgeberIn geschlossen. Diese Vereinbarungen ermöglichen den MitarbeiterInnen mehr Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung, um Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren, welche zu einer positiven Einstellung zur Arbeit führt (Hornung, Rousseau & Glaser, 2008).

  • Arbeitszeit

Immer mehr an Bedeutung gewinnt die Arbeitszeit, welche an die persönlichen und individuellen Bedürfnisse angepasst werden sollte. Durch diese Form der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit und das Eingehen auf die persönlichen Gegebenheiten der MitarbeiterInnen, kommt es zu einer positiven Beeinflussung der WLB (= Work-Life-Balance) der MitarbeiterInnen. Um sich weiterhin als lukrative/n ArbeitgeberIn am Markt bezeichnen zu können, sind demnach viele Unternehmen gefordert, neue Modelle bezüglich Arbeitszeit und Arbeitsort zu offerieren (Michalk & Nieder, 2007).

Bereits herkömmliche Arbeitszeitformen, wie Teilzeit-, Schicht- Gleitzeit- und Wochenendarbeit, werden in vielen Unternehmen erfolgreich eingesetzt. Insbesondere Gleitzeitregelungen haben eine positive Wirkung auf die Motivation der Angestellten. Aus der Sicht des Unternehmens erfordern sie zudem nur einen geringen Aufwand und sind in ihrer Handhabung einfach zu bewerkstelligen. Aus dem Blickwinkel der MitarbeiterInnen entwickeln sie durch das Gleitzeit-Modell Eigenverantwortung und Flexibilität in ihrer Arbeitszeitgestaltung und können daher ihre Arbeitszeit an ihre Bedürfnisse anpassen (Kattenbach, Demerouti & Nachreiner, 2010).

  • Telearbeit

Auch Telearbeit (= das Arbeiten von zu Hause aus (Rensmann & Gröpler, 1998) kann dazu beitragen, die Work-Life-Balance des Einzelnen zu verbessern. Telearbeit ermöglicht es den MitarbeiterInnen sich individuell auf die Lebenssituationen anzupassen und erhöht somit die Gestaltungsmöglichkeit bei der Organisation der Familien-, Arbeits-, und Freizeit. Tatsächlich geht es hierbei nicht um den Arbeitsplatz selbst, sondern darum, dass eine Option vorhanden ist, die Arbeit nach Rücksprache mit dem Vorgesetzten mit nach Hause nehmen zu dürfen. Um rasch und bedarfsgerecht auf familiäre und berufliche Ereignisse reagieren zu können, ist diese Art der Flexibilisierung eine weitere Möglichkeit die Work-Life-Balance der MitarbeiterInnen zu verbessern (Michalk & Nieder, 2007).

Besonders HomeOffice wird während der Elternzeit als sinnvoll angesehen, da ein schneller Wiedereingliederungsprozess möglich ist. Daher ist es unumgänglich, den Abstimmungsprozess im Vorfeld klar und verständlich zu kommunizieren, um eventuelle Missverständnisse und Missmut zwischen den Arbeitskollegen auszuschließen. Die Kommunikation vom Unterneh-men/Vorgesetzten zu seinen Angestellten spielt bei dieser Maßnahme eine wichtige Rolle. Andere KollegInnen dürfen sich dadurch nicht benachteiligt fühlen (Marx et al., 2021).

Zusammenfassend kann gesagt werden, um ein optimales betriebliches und familiäres Ergebnis von MitarbeiterInnen zu generieren, sollten die oben genannten Maßnahmen in der Unternehmenskultur berücksichtigt werden, um sowohl die Work-Life-Balance als auch die Arbeitsleistung zu fördern.

Auch, wenn trotz aktiver Bemühungen keine gesunde Work-Life-Balance erzielt werden kann, können aktive Gespräche die Situation verbessern.

Sandra Pirchmoser

Aus St. Johann in Tirol, verheiratet und Mama einer fast 5-jährigen Tochter. Seit März 2022 in der Sparkasse / Assistenz Kommerz tätig